Am letzten Samstag wollte ich eigentlich mit einem Freund auf die
Bōsō-Halbinsel fahren, um dort etwas zu wandern. Leider spielte das Wetter nicht mit und es regnete den ganzen Tag ziemlich heftig. So hingen wir zusammen nur was auf der Couch rum, quatschten und daddelten etwas. Soweit so gut.
Als ich dann abends zu Hause war, musste ich mit Schrecken feststellen, dass ich Blut urinierte! Schmerzen hatte ich jedoch keine. So suchte ich schnell noch ein paar Fachvokabeln raus und nix wie hin zum nächsten
Krankenhaus hier in Nakano. Dort angekommen konnte man mir jedoch nicht wirklich weiterhelfen. Zum einen war es Samstag Abend/Nacht und zum anderen war auch kein Internist da. Man gab mir aber immerhin eine Hotline-Nummer bei der ich anrufen sollte, um ein Krankenkaus mit Internisten zu finden.
Ich rufe dort also an und bekomme zwei Krankenhäuser genannt. Eins davon ist in Shinjuku und eins davon in Itabashi am anderen Ende der Stadt. Mhmm... Es ist kurz vor 24 Uhr und ich besteige in Nakano einen der letzten Züge in Richtung Shinjuku. Dort im Universitätskrankenhaus komme ich nur bis zur Pforte. Immerhin darf ich dort mit der aufsehenden Oberschwester telefonieren und meinen Fall schildern. Da ich offensichtlich jedoch kein akuter Notfall bin, soll ich doch bitte am Montag wiederkommen. Hallo?!
Mittlerweile ist es halb eins in der Nacht und es fahren keine Züge sowie Bahnen mehr. Ich laufe zum nächsten Taxi und frage wie weit es von hier bis zum Krankenhaus in Itabashi ist. Der Fahrer lächelt mich an und meint: "Weit." Da es mir nicht wirklich schlecht geht und auch in dem anderen Krankenhaus die Gefahr besteht, dass mir vor Montag nicht weitergeholfen werden kann, beschliesse ich nach Hause zu laufen.
Meine Oma feiert zeitgleich in Deutschland (man bedenke die 8h Zeitunterschied) Geburtstag und ich weiß, dass mein Onkel (ein Arzt) zu Besuch ist. Ich will die Feier nicht ruinieren und zögere daher in Deutschland anzurufen. Irgendwann gehe ich erneut auf die Toilette - wieder Blut.
Daher rufe ich doch an und spreche mit meinem Onkel. Anhand der geschilderten Symptome und meiner Krankengeschichte meint er, es könnte wohl ein Nierenstein sein...
Den Sonntag verbringe ich dann unter eigener Beobachtung grösstenteils im Bett. Ich trinke viel und gehe kurz in einem kürzlich renovierten Supermarkt einkaufen (der mit dem Walspeck). Ich fühle mich zwar nicht besonders toll, doch ich habe keine Schmerzen und ich uriniere kein Blut mehr. Um dennoch auf Nummer sicher zu gehen, finde ich mich Montag Morgen erneut im Krankenhaus in Nakano ein:

Es ist voll und ich fülle einen Bogen zur Erfassung neuer Kunden/Patienten aus. Anschließend geht es in den Wartebereich der inneren Medizin. Dort darf ich erneut einen Fragebogen ausfüllen, diesmal zum Grund meines Kommens, Allergien, Krankengeschichte etc. Dann darf ich mir selbst an einer Maschine den Blutdruck messen: 160 zu 78?! - Das kann nicht stimmen, doch anscheinend stört es niemanden und bei den anderen Patienten kommen stellenweise auch schräge Werte raus. Anschließend noch schnell selbst Fieber gemessen, die Werte im Fragebogen eingetragen und den ausgefüllten Bogen wieder zurück gegeben.
Ich warte ein paar Minuten und stelle fest, dass gut 80% der anderen Wartenden 60+x Jahre alt sind. Kurz darauf werde ich in einen durch Vorhänge abgetrennten Behandlungsraum geführt und die Ärztin spricht kurz mit mir. Dann meint sie, dass ich in der Urologie wohl besser aufgehoben bin und schickt mich in den 1. Stock. Dort angekommen fülle ich einen weiteren Fragebogen aus und darf einen Becher "voll machen".
Wieder warte ich ein paar Minuten und kurz darauf werde ich in das Behandlungszimmer gerufen. Der Arzt mein Urin wäre okay - keine Spuren von Blut. Ich schildere dem Arzt meinen Fall und dann meint er, dass er wegen möglicher Nierensteine eine Röntgenaufnahme machen möchte. Ich bekomme ein paar Zettel in die Hand gedrückt und latsche wieder runter ins Erdgeschoss, dieses mal in die Radiologie.
Ohne große Warterei darf ich ablegen und es mir auf einem Tisch bequem machen. Es gibt keine Bleischürze, was mich etwas wundert, doch ich frage auch nicht nach. Es macht *brrrzzzt* und ich darf mich wieder anziehen. Draußen bekomme ich die Aufnahme und ein paar Zettel in die Hand gedrückt und es geht wieder nach oben. Ich übergebe den ganzen Kram der Schwester und nehme wieder Platz.
Kurz darauf kommt besagte Schwester zu mir und entschuldigt sich mehrfach, doch ich muss noch einmal zur Radiologie. Der Röntgenapparat war wohl noch auf japanische Körper justiert und entsprechend bin ich "nicht ganz auf der Aufnahme drauf". Also, wieder runter in die Radiologie und dieses Mal frage ich nach einer Bleischürze. Der "Aufnahmeleiter" meint, dass dies nicht möglich sei weil sonst entscheidende, zu diagnostizierende Stellen nicht mit abgelichtet werden könnten. Ich lege mich also ein zweites Mal auf den Tisch und der Apparat wird auf mich eingestellt. Dann kommt der Typ doch noch einmal rein und legt doch noch einen Bleischutz auf mein "Gemächt". Er meint, dass aufgrund meiner Größe wohl doch alles problemlos aufgenommen werden könnte. Na bitte! *brrrzzzt*...
Kurz darauf sitze ich wieder beim Arzt und es gibt keinen eindeutigen Befund. Er meint, dass es durchaus ein kleiner Nierenstein gewesen sein könnte, doch da es mir soweit gut geht verzichten wir einhellig auf weitere Untersuchungen. Für den Fall, dass es mir doch wieder schlechter geht, soll ich noch einmal vorbeikommen und dann wird ein CT gemacht. Ich frage noch nach einem Attest für die Arbeit, was er mir dann auch noch schnell schreibt. Zuletzt drückt mir die Schwester die gesamten Unterlagen des Tages in die Hand und ich darf in die Abrechnungsabteilung gehen. Abschließend entschuldigt sie sich erneut für die verpatzte erste Röntgenaufnahme und meint mit einem Lächeln, dass ich auch nur eine in Rechnung gestellt würde.
In der Abrechnungsabteilung lege ich alles vor und meine Kosten werden rasch kalkuliert. Ich habe eine Reisekrankenversicherung und darf daher erst einmal alles vorstrecken. Abgerechnet wird dann in Deutschland. Der Spaß im Krankenhaus kostet insgesamt 16.000 Yen, also gut 150 Euro. Geht also. Ich bezahle und frage noch nach einer englischen Übersetzung der Rechnung, zwecks Abrechnung mit meiner Versicherung. Kein Problem, es würde aber 2-3 Tage dauern. Gut, damit kann ich leben.
Ich packe also meinen Kram zusammen und mache mich gegen Mittag auf den Weg zur Arbeit. Insgesamt war ich gut 2,5 Stunden in dem Krankenhaus und ich fühle mich gut. Unkraut vergeht eben nicht. ;)
* * *
An dieser Stelle muss ich noch einmal sagen, dass ich froh bin soweit Japanisch zu können, um alleine im Alltag klar zu kommen. Englisch hätte mir nämlich bei dieser ganzen Veranstaltung nur bedingt bis gar nicht weitergeholfen.