深夜食堂 - Midnight Diner: Tokyo Stories

My next guest needs no introduction... 深夜食堂 (Shinya shokudō) ist einfach eine tolle Serie. IMDB mit einer Wertung von 8.6 bzw. 8.4 sollten ebenfalls für sich sprechen.

Dreh- und Angelpunkt ist ein kleine Kneipe in einem Tokioter Vergnügungsviertel. Das ungewöhnliche Lokal hat erst nach Mitternacht geöffnet und seine Standardkarte bietet nur einige wenigen Auswahlmöglichkeiten. Der Besitzers bietet jedoch an, jedes Gericht zu kochen, das sich die Gäste wünschen, soweit er die Zutaten da hat oder die Gäste diese mitbringen. Der Süddeutschen überlasse ich es an dieser Stelle einmal ausführlicher zu berichten. -> Link   

Auf Netflix sind mittlerweile alle fünf Staffeln verfügbar und ist einfach toll sich abends ein, zwei Folgen zum Herunterkommen anzuschauen. Bis auf wenige Ausnahmen, kann man als fortgeschrittener Japanischlernender dem Inhalt gut folgen. Nicht zuletzt, wegen der Möglichkeit japanische Untertitel einzublenden. Bei manchen Dialekten und einigen Wortspielen, muss ich jedoch (noch) ab und zu passen.

Hinzu kommt die ruhige Erzählweise, die sehr unterhaltsame Stammbesetzung und die interessanten Geschichten, weit jenseits des Trashs welchen man ansonsten allzu oft vorgesetzt bekommt. 深夜食堂 ist einfach toll und auch als nicht Japanischlernender sollte man durchaus mal einen Blick riskieren. Zum Abschluss gibt es noch den Trailer für die insgesamt vierte Staffel:

 

賢者タイム

賢者タイム (けんじゃたいむ = Kenjataimu = Zeit des Weisen) beschreibt den kurzen Moment von Klarheit, den ein Mann nach dem sexuellen Höhepunkt erlangt und in dem er entsprechend frei von sexuellem Verlangen ist. Ich möchte dieses Begriff in einem leicht anderen Kontext verwenden.

Vor gut zwei Monaten bin ich 40 Jahre alt geworden. Früher hätte ich wohl gesagt old as f***, aber immerhin fühle ich mich (noch) nicht so. Beim Blick zurück auf mein bisheriges Leben stieß ich auf ein Thema, welches mir einfach keine Ruhe ließ und je mehr ich darüber nachdachte, desto unzufriedener wurde ich mit mir selbst - meine Japanischkenntnisse. 

Ich überlegte nach dem Abitur Japanologie zu studieren, entschied mich aber mangels wirklicher Jobperspektiven für etwas vermeintlich Vernünftiges. Irgendwann nach dem Grundstudium war ich davon aber so abgenervt, dass ich zwar zähneknirschend weitermachte, aber gleichzeitig voll mit Japanischkursen durchstartete. In den nächsten zwei bis drei Jahren lief es einfach toll und ich legte zügig hintereinander den damaligen JLPT 4 und 3 ab. Am JLPT 2 scheiterte ich ein Jahr später jedoch recht deutlich. Der Sprung war einfach zu groß. 

Ich versuchte es mit verschiedenen Übungsbüchern für JLPT Dtufe 2 und schließlich JLPT N2 , doch scheiterte abermals. Wenigstens konnte ich dennoch eine Leistungssteigerung erkennen. Ich lernte daraufhin ausgiebigst Kanji sowie Grammatik und scheiterte im dritten Anlauf schließlich (nur) am Leseteil. Hier gab ich das Ganze dann dennoch erst einmal dran. Familie und Arbeit nahmen einfach zu viel Zeit in Anspruch und zudem verfolgte ich andere Hobbies in meinen freien Zeit lieber. 

 

Ein Blick in das Bücherregal auf meine Lehr- und Übungsmaterialen. Die Hälfte davon habe ich bisher jedoch ehrlicherweise entweder noch gar nicht angefangen oder nicht bis zu Ende durchgearbeitet.

Wenn es mich dann doch irgendwann noch einmal packte, dann begann ich eher wieder mit Grammatik sowie Kanji, schaute einige Serien und Filme und nach ein, zwei Monaten war dieses Strohfeuer an Begeisterung wieder erloschen. Allein, weil ich die ganze Lernerei einfach anstrengend fand und nach einer gewissen Zeit andere Dinge vorzog. Außerdem kam ich grundsätzlich mit meinen "fortgeschrittenen Kenntnissen" gut zurecht, wenn wir alle ein, zwei Jahre in Japan bei Familie und Freunden waren. Ein Wörterbuch brauchte ich im Alltag nicht und spätestens mit ein paar Bier intus, fielen alle Sprachhemmungen. 😂

Tja, nun ist es wieder einmal soweit. Es soll wieder mit Japanisch losgehen! Diese mal wird jedoch jedoch alles anders. Hoffentlich. Mein Ziel ist es nicht mehr irgendeinen Test zu bestehen, sondern einfach Spaß zu haben und mit mir selbst zufrieden zu sein. Daher wird das Pauken von Grammatik in der Form einfach nicht stattfinden. Ebenso werde ich das Schreiben von Kanji komplett außen vor lassen. Die Lesungen sind ja noch okay, doch ich brauche Kanji von Hand einfach nicht schreiben zu können. Erst recht im digitalen Zeitalter.

 

Weiterhin möchte ich dieses Mal wirklich in die Sprache eintauchen und viel mehr hören und lesen als zuvor. Die Anzahl der von mir gelesenen Bücher ist bisher nämlich sehr überschaubar. Es kotzt mich alleine an, dass ich vor mittlerweile fast 10 Jahren den Großteil der ベルセルク (Berserk) Manga gekauft hatte, aber über Band 8 nie hinausgekommen bin. Wie sehr das regelmäßige Üben hilft Fortschritte zu machen, merkte ich zudem sehr deutlich, als mein Sohn lesen lernte. Wir übten regelmäßig mindestens 15 Minuten lang jeden Tag und innerhalb eines halben Jahres machte er wahnsinnige Fortschritte. Das möchte ich auch!

Ach ja, ich versuche erst gar nicht auf Arzi-Farzi zu machen. Anime und Manga werde ich mir ebenso reinziehen, wie sonstige Serien und Filme. Hauptsache ich habe Spaß und lerne etwas dabei!

Insgesamt ist mein Ziel mich jeden Tag mindestens anderthalb Stunden intensiv mit Japanisch zu beschäftigen. Soweit ich gute Podcasts für meine Wege zur Arbeit bzw. nach Hause auftun kann, wird es im Schnitt aber hoffentlich deutlich mehr werden.

Ich werde hier nun nach und nach berichten, wie es läuft und was für Erfahrungen ich gemacht habe. Soviel also zu meinem Moment der Klarheit...

Über Eure Anregungen und Tipps freue ich mich natürlich auch! (Falls das hier überhaupt jemand liest.)